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Filmkritik

"Halaleluja – Iren sind menschlich!": Culture-Clash mit Rinderbeteiligung

Ein junger Inder soll in einem irischen Küstenstädtchen nach dem Willen seines Vaters eine Halal-Schlachterei eröffnen.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

07/04/2018, 07:47 AM

Der wortspielerisch-geschwätzige deutsche Titel ist viel zu lang und geht nicht gut von der Zunge. Der Originaltitel bringt es hingegen auf den Punkt und flutscht richtig von den Lippen: „ Daddy“.

 

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Flucht vor dem Vater

Das Wort ‚Halal‘ ist die islamische Entsprechung zum jüdischen ‚koscher‘: Tiere müssen also auf spezielle Weise geschlachtet werden, damit der Verzehr ihres Fleisches keine religiösen Bedenken erregt. Ein solcher Betrieb soll im stillgelegten Schlachthof der irischen Küstenstädtchens Sligo eröffnet werden, und der junge Inder Raghdan (Nikesh Patel) wird von seinem Vater (Art Malik) mit dieser Aufgabe betraut.  Eigentlich hat Raghdan vor diesem Daddy ja schon einige Monate zuvor die Flucht ergriffen, weil er mit dessen Plänen nicht einverstanden war: wenn es nach dem Willen des Vaters gegangen wäre, hätte sich der Sohn mit einer - angeblich potthässlichen -  Cousine zweiten Grades verloben müssen. Inzwischen hat Raghdan eine irische Freundin ( Sarah Bolger), surft gerne mit seinen Kumpels und lebt in den Tag hinein. Von der Aussicht auf ein geregeltes Einkommen verlockt, lässt er sich zu dem Schlachthausprojekt überreden. Natürlich beginnen damit erst die richtigen Schwierigkeiten und neue Reibereien zwischen ihm und seinem Vater sind vorprogrammiert.

 

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Vorurteile und Ignoranz

In dieser irischen Multi-Kulti-Komödie ergeben sich die meisten Missverständnisse zwischen den Ethnien durch Ignoranz und Vorurteile: der heimische Schlachthausprofi (Colm Meaney) will sich zum Beispiel beim (vermeintlichen) neuen Chef einschleimen, indem er Arabisch lernt und muss sich von dessen Sohn darüber aufklären lassen, dass es sich hier um einen Inder mit Urdu als Muttersprache handelt. Doch nicht nur die Iren verhalten sich ziemliche chauvinistisch im Umgang mit anderen Kulturen, sondern auch der indische Daddy lästert zum Beispiel über Pakistanis und bezeichnet sie als halbe Tiere. Die richtigen Tiere sind hier allerdings Rinder, aber laut Drehbuch muss zum Glück nur eines von ihnen sterben (und auch das bekommen wir nicht zu sehen).

 

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Kulturelle Vielfalt

Raghdan bringt einmal ein anschauliches Beispiel dafür, weshalb er nirgends dazugehört und immer den Eindruck hat, fehl am Platz zu sein: für die Engländer gilt er als Pakistani, für die Pakistanis als Inder und für die Inder als Moslem. Ausnahmsweise ergreift er in Sligo einmal nicht die Flucht vor seinen Problemen, sondern es gelingt ihm, die Stärken der beteiligten Ortsbewohner sinnvoll einzusetzen. Daher klingt der Film im friedlichen Miteinander einer kulturellen Vielfalt aus.  Obwohl das Drehbuch für Toleranz wirbt und kräftig bemüht ist, Vorurteile abzubauen oder ad absurdum zu führen (der muslimische Schlachter ist zum Bespiel in Wirklichkeit ein rotbärtiger Ire, den seine Arbeit krank macht), reichen die gutgemeinten Absichten nicht, um einen überzeugenden Film zu ergeben:  es wird alles bloß brav, ohne wirkliche Höhepunkte, recht eintönig dahinerzählt und jeder Konflikt findet umgehend eine übertrieben leichte Lösung.

Wie international und multikulturell dieses Projekt tatsächlich ist, erkennt man unter anderem auch daran, dass der Deutsche David Kross („Der Vorleser“) in einer Rolle als schwuler Gemüsebauer mitspielt und den Spitznamen „Kaiser von Deutschland“ verpasst bekommt.

6 von 10 überlebenden Kühen

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