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Filmkritik

"The Meg" auf Amazon Prime: Wenn der Hai im Mainstream schwimmt

Das Schielen auf das breitestmögliche Publikum verwässert den Möchtegern-Schocker zum verzichtbaren Action-Geplänkel.

12/10/2021, 07:44 AM

Jason Statham hat es schon immer gewusst. Der prähistorische Riesenhai Megalodon, kurz "The Meg", ist noch nicht ausgestorben. Denn bei seiner letzten Rettungsmission wurde Jonas Taylor, Experte für Tiefsee-Rettungsaktionen, von etwas Großem attackiert. Jonas musste zwei Team-Mitglieder opfern, um den Rest der Besatzung vom Meeresboden zu retten.

Doch niemand glaubt ihm seine Geschichte. Ihm wird vorgeworfen, die Nerven verloren zu haben. Was soll der Mann da sonst machen als Aussteigen und sich irgendwo in Thailand dem Suff hingeben.

The Meg: Der Hai-Schocker des Sommers
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Fünf Jahre später freuen sich der Tiefseeforscher Dr. MInway Zhang (Winston Chao) und seine ebenfalls die Meere erforschende Tochter Suyin (Li Bingbing) auf ihren großen Tag. Von der Unterwasserforschungsstation "Mana One" irgendwo in der Nähe der Philippinen startet ein hochmodernes U-Boot zu einer lang geplanten Tauchfahrt.

Zur Feier des Tages wird sogar der egozentrische Milliardär und Finanzier des Projektes, Jack Morris (Rainn Wilson), eingeflogen. Doch – eh klar – am Meeresgrund entdecken die Forscher nicht (nur) das, was sie sich vorgestellt hatten. Stattdessen befreien sie ein Tiefseemonster. Jason Taylor ist plötzlich wieder hoch im Kurs.

 

Zahme Hai-Jagd

Was folgt ist eine recht zahme Jagd nach dem Riesenhai. Der wenig gesprächige Held wird von einer umso gesprächigeren Crew unterstützt, die bei jeder Gelegenheit einen klischeehaften Witz auf Lager hat. Auch die Selbstlosigkeit dieser durchgestylten, modisch alle Stile abdeckenden Crew sucht ihresgleichen: In regelmäßigen Abständen opfert sich ein Crew-Mitglied, um den Rest zu retten.

Die Meeresforscherin Suyin, alleinerziehende Mutter der kleinen Meiying, stürzt sich lieber in todesverachtende Rettungsaktionen als bei ihrer kleinen Tochter zu bleiben, bei der sie sich zuvor noch theatralisch verabschiedet. Nach dem Motto: "Falls wir uns nicht mehr sehen, weil ich mich als Haifutter anbiedere, Mami hat dich lieb. Sorry und tschüss!" Dafür sorgt die zuckersüße Tochter immer wieder mit ihrer Altklugkeit für Schmunzeln. Sogar ein herziges Schoßhündchen muss sich abstrampeln, um Hundeliebhaber ein paar Minuten Pseudo-Spannung zu bieten. Auf Katzen wurde verzichtet. Wieso eigentlich?

Nicht weniger pathetisch geht es zu, wenn sich Dr. Zhang von der besten Tochter der Welt verabschiedet, bevor er das Zeitliche segnet. Das gehört sich so in Asien. Und "The Meg" spielt nicht nur in Asien, sondern buhlt auch sehr um das asiatische Massenpublikum. Ein wenig Selbstironie hätte dabei nicht geschadet.

 

Vorhersehbare Action ohne Spannungsaufbau

Aber lassen wir's gut sein. Niemand erwartet sich von einem Hai-Schocker tiefgründige Charakterporträts. Stimmt's? Was ein Hai-Schocker braucht ist ein Hai, der schockt. Aber auch hier liefert "The Meg" nicht ab.

Echte Schockmomente gibt es nicht. Auch beim Verzehr von Menschenfleisch wird der Hai durch die Kamera nicht gestört. Beides würde ja der familienfreundlichen Freigabe des Blockbusters ab 12 Jahren im Wege stehen (PG-13 in den USA). Der perfekte Trailer und die knalligen Filmposter sind das Spannendste, was "The Meg" zu bieten hat. Im Film selbst findet kaum längerer Spannungsaufbau statt. Nervenzerfetzend sind nur die Vorhersehbarkeit des Plots und die teilweise dümmlichen Dialoge.

Regisseur Jon Turteltaub scherzte im Gespräch mit dem Hollywood Reporter: "Viele Leute vergleichen den Film mit 'Der weiße Hai' und 'Jurassic Park', aber bis jetzt hat mich noch niemand mit Steven Spielberg verglichen – keine Ahnung, was das zu bedeuten hat?" Naja, es könnte damit zu tun haben, dass Spezialeffekte bei Spielberg nicht zum Selbstzweck verkommen, sondern in den beiden genannten Spielberg-Filmen auch dramaturgisch so etwas wie Spannung aufgebaut wird. Turteltaub scheint hingegen davon überzeugt, dass der digital generierte Riesenhai an sich schon beeindruckend genug ist. Nur lässt die Nahaufnahme eines digitalen Hais heute kaum jemanden vor Schreck auf den Schoß des Sitznachbars hüpfen. Statt Spannung zu erzeugen, packt der Möchtegern-Spielberg in seinen Film alles, was sich beim internationalen Massenpublikum bestens bewährt hat. Bloß keine Überraschungen.

Der Hai schwimmt voll im Mainstream. Und dort tut er niemandem weh.

(Erwin Schotzger)

"The Meg" ist derzeit auf Amazon Prime verfügbar.

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