Brando

Hat man von und über Marlon Brando (1924-2004) nicht schon alles gesehen und gehört? Keineswegs, wie dieses aufwändige dokumentarische Porträt über die Hollywood-Ikone zeigt. Neben bekanntem und faszinierendem Material präsentieren Leslie Greif und Mimi Friedman bisher Unveröffentlichtes und versammeln exklusive Interviews mit Freunden und Kollegen: Die Regisseure Bernardo Bertolucci, Martin Scorsese, Arthur Penn und Andrew Bergman liefern dabei spannende und differenzierte Beschreibungen der Zusammenarbeit mit Brando. Die Schauspielkollegen Al Pacino, Dennis Hopper, Robert Duvall, Jane Fonda, Angie Dickinson, John Travolta und Johnny Depp - um nur einige der extravaganten Liste zu nennen - sind erwartungsgemäß mehr für die emotionalen, zwischenmenschlichen Statements zuständig. Natürlich war Brando schwierig, und vor allem in den späteren Jahren - nicht zuletzt durch die eigene, tragische Familiengeschichte - auch launisch und bitter. Der Film vermittelt mit seiner großen Materialfülle aber auch ein ganz anderes Brando-Bild: Er zeigt den wunderbaren Humor dieses großen Schauspielers, wie gerne Brando Späße machte und einfach herumalberte. Und das auch noch in den letzten Jahren, als der seelische und körperliche Verfall ihn schon schwer gezeichnet hatte. Über die Brando-Biografie hinaus zeichnet die Dokumentation ein bedeutendes Kapitel der amerikanischen Filmgeschichte nach, denn, wie Scorsese an einer Stelle meint: «Es gibt den amerikanischen Film vor Brando und nach Brando - er hat alles verändert.» (Thomas Neuhauser)

(Text: Viennale 2007)