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Genre- & Nerd-Debatte

Fantasy oder Sci-Fi: Was ist eigentlich der Unterschied?

Wir wagen einen Klärungsversuch in einer nicht ganz und gar unwesentlichen Genre- & Nerd-Debatte.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

03/08/2018, 01:21 PM

Was ist der Unterschied zwischen Fantasy und Science-Fiction? Das ist ja sowas von offensichtlich, werden hier viele einwenden. Aber ist das wirklich so eindeutig? Ja, schon klar: "Herr der Ringe" und "Game of Thrones" sind Fantasy. "Blade Runner" und "Star Trek" sind Science-Fiction. Auch klar. Aber was ist dann "28 Days Later" und "The Walking Dead"? Sind Zombies Fantasy oder Sci-Fi. Oder wie schaut es mit "Mad Max" und "The Handmaid's Tail" aus: Endzeit-Fantasy oder dystopische Science-Fiction? Oder Zeitreise: Sind "Terminator" und "Doctor Who" Fantasy oder Sci-Fi? Und was, um die Verwirrung komplett zu machen, ist eigentlich "Star Wars"?

Wir starten an dieser Stelle einen Klärungsversuch in dieser Nerd-Debatte – und finden, dass diese Szene aus der (viel zu früh eingestellten) TV-Serie "Party Down" ein guter Ausgangspunkt ist:

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Magie oder Wissenschaft

Fantasy überschreitet die Grenzen der Realität in einer Art und Weise, die mit Naturgesetzen und im Rahmen wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht mehr erklärbar ist. Damit ist Fantasy wohl auch das älteste fiktionale Genre der Welt. Denn sämtliche mythologische Götter- und Heldensagen fallen in diese Kategorie: Götter, Dämonen, Engel, Vampire, mythologische Tier- und Fabelwesen, Monster und sonstige magische Figuren, Gegenstände und Fähigkeiten – auch die Superkräfte der allseits beliebten Superhelden. Alles eine Art von Magie.

Steht hingegen die zukünftige Weiterentwicklung der Wissenschaft und vor allem menschlicher Technologie im Mittelpunkt, dann ist es Science-Fiction. Das geht ja schon aus der Genrebezeichnung hervor: "Wissenschaftsfiktion".

"Hard-Science-Fiction" legt besonders großen Wert auf die akkurate Darstellung von Technologie und Gesellschaft im Rahmen wissenschaftlicher Logik und physikalischer Naturgesetze.

Der deutsche Begriff "Zukunftsroman" deckt bereits viel mehr ab als nur Sci-Fi. Denn hier kommen auch Dystopien und alle Zukunftsszenarien ins Spiel, die auch ohne eine Weiterentwicklung gegenwärtiger Wissenschaften und Technologien möglich erscheinen.

Dystopien

Endzeit-Szenarien und Dystopien sind nicht unbedingt Science-Fiction im engeren Sinne: Die Zombie-Apokalypse wird zwar heute meist auf einen Virus oder in "The Girl with All the Gifts" (2016) auf eine Pilzinfektion zurückgeführt, ist aber oft in der dargestellten Form wissenschaftlich unmöglich. Nicht ganz so dünn ist die wissenschaftliche Suppe bei "Planet der Affen" (beschleunigte Evolution und kulturelle Devolution). Hingegen ist das Endzeit-Szenario bei "Mad Max" (Zusammenbruch der Zivilisation nach einem Atomkrieg) und die dystopische Gesellschaft in der TV-Serie "The Handmaid's Tale" (zunehmend unfruchtbare Menschheit nach Umweltkatastrophen) durchaus im Rahmen von Science-Fiction, weil es hier um die menschliche Entwicklung in der Zukunft und die Auswirkungen von Technologien geht. Cyberpunk-Dystopien wie "Blade Runner" sind hingegen pure Science-Fiction.

 

Zeitreise

Zeitreise ist auch ein fließender Bereich: Theoretisch könnte Zeitreise ja durchaus möglich sein. Findet die Zeitreise mit einer Art von Zeitmaschine statt, die auf einer futuristischen Technologie basiert, ist es eindeutig Science-Fiction. "The Terminator", "Zurück in die Zukunft" oder "Edge of Tomorrow" sind Beispiele dafür. Auch wenn es irgendwie durch ein physikalisches Phänomen erklärbar ist. Fantasy ist eine Zeitreise-Geschichte aber dann, wenn es sich um magische oder sonst irgendwie mysteriöse Zeitsprünge handelt - wie z.B. in "Und täglich grüßt das Murmeltier", "Alles eine Frage der Zeit" oder "When We First Met". 

 

Alternative Realität oder mögliche Zukunft

Die nahe oder ferne Zukunft ist der bevorzugte Schauplatz von Science-Fiction. Science-Fiction ist dann am eindrucksvollsten, wenn die dargestellte Zukunft in vielen Aspekten bereits eingetreten ist oder demnächst Realität werden könnte. Die Techno-Paranoia-Serie "Black Mirror" ist dafür ein wunderbares Beispiel.

Fantasy fühlt sich hingegen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleich wohl. Fantasy wirkt umso stärker je bizarrer und bunter die dargestellte Fiktion in bestimmten Aspekten von der tatsächlichen Realität abweicht. Das heißt natürlich nicht, dass Fantasy sich an keinerlei Regeln halten muss. Beide Genres müssen irgendwie in der menschlichen Realität verankert sein. Doch Fantasy kann die Grenzen des Realen deutlich weiter dehnen.

Fazit: Drachen und fantastische Tierwesen sind Fantasy. Raumschiffe und Androiden sind Sci-Fi. Zauberstäbe, Schwerter und mystische Gegenstände: Fantasy. Laserpistolen, Kampfdrohnen und Virtual Reality: Sci-Fi. Zauberer und Dämonen sind eindeutig Fantasy. Verrückte Wissenschaftler und Aliens ganz klar Sci-Fi.

Und George Lucas waren diese nerdigen Haarspaltereien immer schon schnurzpiepegal. Und deshalb ist "Star Wars" ganz klar Fantasy!

 

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