"Komm und sieh" wurde zum besten Film aller Zeiten gewählt

Was ist der Sinn des Lebens? Was kommt nach dem Tod? Was verbirgt sich in schwarzen Löchern? Alles Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Doch keine von ihnen ist derart schwierig zu beantworten wie: Was ist der beste Film aller Zeiten?

Um auf diese unlösbare Frage eine Antwort zu finden, gibt es unzählige Listen, die Filmfans zufriedenstellen sollen. Einer der beliebtesten dieser Listen ist die IMDB-Top-250-Filmliste, doch wer sich tiefer mit dem Medium befasst, erkennt schnell die überproportionale Aufmerksamkeit, die Mainstream-Filme aus den USA dort bekommen. Um unterschiedliche Strömungen zu Berücksichtigen und einen breiteren Austausch über Filme zu ermöglichen, wurde 2011 die Plattform "Letterboxd" gegründet.

Welcher ist der beste Film aller Zeiten?

Auf "Letterboxd" kann man ein eigenes Filmtagebuch führen, Bewertungen abgeben, Listen erstellen und mit anderen Filmfans in Kontakt treten. Die sehr aktive "Letterboxd"-Community trägt dazu bei, dass auch die Filmrankings kritisch betrachtet werden und so auch immer wieder eher unbekannte Werke eine hohe Platzierung bei den besten Filmen aller Zeiten erhalten. Lange waren "Der Pate" und danach "Parasite" auf Platz Eins der "Letterboxd"-Liste der besten Filme aller Zeiten, doch jetzt sitzt ein neues Werk auf dem Thron.

Elem Klimovs 1985 entstandenes Werk "Komm und Sieh" hat sich nun den prestigeträchtigen Titel geschnappt. Der russische Antikriegsfilm spielt 1943 in Weißrussland und erzählt die Geschichte des 14-jährigen Fljora, der sich gegen den Willen seiner Mutter den Partisanen anschließt. Für ihn ist der Krieg noch ein buchstäbliches Kinderspiel. Als es in den Kampf geht, darf er nicht mit an die Front. Er soll stattdessen mit Alten und Kindern ein Reservelager einrichten. Der Junge fühlt sich alleingelassen. In den Wäldern trifft er auf das Mädchen Glascha, doch genau dann, als die Liebe zwischen den beiden entfacht, geraten sie in einen Angriff der deutschen Wehrmacht.

Hier gibt's den Trailer:

Poetisches Meisterwerk

"Komm und Sieh" wurde zwar schon bei der Veröffentlichung von KritikerInnen gelobt und vom Publikum geschätzt, aber hatte bei weitem nicht den Kultstatus, den der Film heute genießt. Im Laufe des 21. Jahrhunderts erlangte der Film immer mehr Aufmerksamkeit und belegt inzwischen Platz 96 auf der IMDB-Bestenliste. 2017 wurde "Komm und Sieh" restauriert und wurde auf den Filmfestspielen von Venedig mit dem Preis für den besten restaurierten Film ausgezeichnet.

Das Besondere an "Komm und Sieh" ist das Zusammenspiel zwischen hartem Realismus, der vor allem durch schreckliche Kriegsbilder transportiert wird, und einem poetischen Surrealismus, der tief in das innere der menschlichen Seele blicken lässt. Klimov setzt auf zahlreiche ungeschnittene Einstellungen, die marschierende Armeeeinheiten, rasende Panzer und scheinbar kleine Naturschauspiele miteinander kombinieren.

Nach "Komm und Sieh" wurde Regisseur Elim Klimov im Rahmen der Reformen von Michail Gorbatschow an die Spitze der Union der russischen Filmemacher gesetzt. 1988 trat er aus seiner Position wieder zurück, weil er wieder Filme machen wollte, doch schaffte es nie einen weiteren fertigzustellen. "Komm und Sieh" blieb sein letztes Werk. Ein Werk das dank der russischen Filmgesellschaft Mosfilm in der restaurierten Fassung gratis auf Youtube verfügbar ist.

Hier könnt ihr euch den gesamten Film ansehen: