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© Constantin

Filmkritik

"Midway": Luftkrieg über dem Pazifik

Roland Emmerich rekonstruiert die Ereigenisse, die zwischen den USA und Japan zur Schlacht von Midway geführt haben und versucht, beiden Kriegsparteien Gerechtigkeit zu erweisen.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

11/06/2019, 10:51 AM

Der Angriff auf Pearl Harbour liegt bereits sechs Monate zurück, als Anfang Juni 1942 die US-Streitkräfte bei den Midwayinseln im Pazifik auf die Kaiserlich Japanische Marine treffen und eine erbitterte Schlacht entbrennt. Navy und Luftwaffe der Amerikaner sind der japanischen Heeresmacht hoffnungslos unterlegen; dennoch kann das US-Militär standhalten und dem Pazifikkrieg eine entscheidende Wendung geben.

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Emmerich, der Katastophen-Experte

Das ist zweifellos der Stoff, aus dem US-patriotische Heldensagen entstehen -  nicht umsonst wurde dieses Kriegskapitel 1976 schon einmal starbesetzt  verfilmt (und der berühmte Western-Regisseur John Ford dokumentierte das Geschehen bereits 1942 vor Ort in einem Kurzfilm). Wenn nun ausgerechnet Roland Emmerich die Neuverfilmung inszeniert, lässt das eher zwiespältige Erwartungen aufkommen:  der deutsche Experte für Alieninvasionen („Independence Day“), Riesenungeheuer („Godzilla“) und Klimakatastrophen („The Day After Tomorrow“) erweckt immer den Eindruck, als würde er sich an die Amerikaner anbiedern, weil er möglichst patriotische Themen wählt (siehe „The Patriot“ oder „White House Down“).

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Statt Romanzen harte Fakten

Doch im Vergleich zu Michael Bay's "Pearl Harbour" hat Emmerich den weitaus besseren Job geleistet: er verzichtet darauf, die Story durch eine kitschige Romanze aufzufetten (bei ihm kommen höchstens Ehefrauen von Kampfpiloten vor, die um das Leben ihrer Männer bangen), sondern konzentriert sich darauf, geradezu akribisch jene Ereignisse zu rekonstruieren, die zur Midway-Schlacht geführt haben.  Man kann ohne Übertreibung sagen, dass wohl auch ein Militärhistoriker gegen diesen Film nichts einzuwenden haben wird. Die Handlung setzt mit einer kurzen Vorgeschichte im Tokio des Jahres 1937 ein, wird durch den Überraschungsangriff auf Pearl Harbour fortgeführt und lässt dann die enormen Anstrengungen auf beiden Seiten der Kriegsgegner anschaulich werden, die schließlich zum Zusammentreffen bei Midway führen. Wir erleben ständige Schauplatzwechsel, werden von Kommandozentralen ins Offizierscasino oder in ein Büro des Geheimdienstes versetzt, sind auf Flugzeugträgern wie im Cockpit von Kampfbombern, da sich die Schlacht hauptsächlich in der Luft abspielt; einmal taucht die Kamera sogar unter die Meeresoberfläche und wir befinden und für ein paar Minuten an Bord eines U-Boots. Während der vielen Kampfszenen hat man keinen Moment den Eindruck, dass es sich hier um Kriegsverherrlichung handelt.

Als am Tag der Schlacht die US-Flagge auf dem Stützpunkt gehisst wird, glaubt man, dass nun doch patriotische Töne angeschlagen werden, doch das stellt sich als ironische Irreführung heraus, denn die Flagge muss gleich noch einmal hochgezogen werden, weil John Ford (Geoffrey Blake) vor Ort ist, um seinen anfangs erwähnten Kriegsbericht zu drehen und nach einem Motiv sucht.

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Viele Charaktere

Während man oft Probleme hat, die vielen Charaktere auseinanderzuhalten (vor allem, wenn sie in Uniform stecken), sind zumindest alle Hauptfiguren auch historisch verbürgt: wir sehen am Ende Fotos der realen Personen und werden in knappen Textabschnitten über ihr weiteren Schicksale informiert. Als Admiral Nimitz, Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte, tritt Woody Harrelson in Erscheinung und agiert untypisch zurückhaltend: während er sonst meist den wilden Hund spielt, dem man besser nicht zu nahe kommen sollte, weil er gefährlich durchgeknallt ist, wirkt er hier mit grauem Haar und Uniform absolut seriös.

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Gerechtigkeit für beide Seiten

Darüber hinaus ergreift Emmerich keine Partei, sondern ist bemüht, den damaligen Kriegsgegnern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen - sowohl Amerikanern als auch Japanern. Das erinnert an Clint Eastwood, der mit der Schlacht um die Insel Iwo Jima ebenfalls ein Kapitel aus dem Pazifikkrieg aufgearbeitet hat und zwar aus wechselseitiger Sicht: während in „Flags of Our Fathers“ 2006 das Gefecht von Seiten der Amerikaner erzählt wurde, nahm der parallel dazu entstandene Film „Letters from Iwo Jima“ die japanische Perspektive ein.  So weit geht Emmerich natürlich nicht, doch er wechselt immer wieder zu den japanischen Befehlshabern und lässt ihre Entscheidungen vor und während der Schlacht nachvollziehbar werden. Außerdem ist sein Film allen im Meer verschollenen Opfern dieses Seekriegs gewidmet.

4 von 5 auseinanderbrechenden Torpedos

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