Filmkritik: Jurassic World 2 - Das gefallene Königreich

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Filmkritik

Jurassic World 2: Überzogene und vorhersehbare Dino-Action zum Augenrollen

Der zweite Teil des Dino-Blockbusters "Jurassic World" scheitert daran, überall noch ein Schäuferl nachlegen zu wollen.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

06/06/2018, 09:30 AM

Die oberste Regel bei der Verfilmung von Bubenfantasien ist, dass die fantastische Annahme – lebende Dinosaurier zum Beispiel – so realistisch wie möglich umgesetzt wird. Aber nicht weniger wichtig ist, dass davon abgesehen die Welt, in der diese Fantasie zum Leben erweckt wird, so vertraut wie möglich erscheint. Das Wissen um diese Regeln hat Steven Spielberg zum wohl populärsten Bubenfantasien-Verfilmer aller Zeiten gemacht.

Spielberg hätte dieses wertvolle Wissen als Executive Producer von "Jurassic World: Das gefallene Königreich" an seinen Regisseur J. A. Bayona weitergeben sollen. Hat er leider nicht getan. Und auch Drehbuchautor Colin Trevorrow, Regisseur und Autor des überaus erfolgreichen Vorgängers "Jurassic World", hat diesmal auf dieses Know-how verzichtet. Offenbar unter dem Druck, den gigantischen Erfolg seines Blockbuster-Erstlings zu wiederholen. Denn "Jurassic World 2" leidet an der typischen Misere von Blockbuster-Nachfolgern: Überall wird noch ein Schäuferl nachgelegt und die bewährten Erfolgsrezepte bis zum Erbrechen überstrapaziert. Oder anders gesagt: "Jurassic World 2" macht so ziemlich alles falsch, was "Jurassic World" richtig gemacht hat.

 

Rettet die Dinos

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Die Handlung ist schnell erklärt: Die Dinosaurier-Insel Isla Nublar vor der Küste Costa Ricas ist inzwischen ein aktiver Vulkan. Die Insel und alle Dinosaurier darauf sind dem Untergang geweiht. Nun will der Milliardär Benjamin Lockwood (James Cromwell) so viele Spezies wie möglich von der Insel retten. Lockwood ist alt und krank und lebt mit seiner Enkelin Maise (Isabella Sermon) auf seinem Anwesen. Die Geschäfte führt Eli Mills (Rafe Spall). Er kontaktiert Claire (Bryce Dallas Howard), die ehemalige Leiterin des Vergnügungsparks "Jurassic World". Sie ist inzwischen zur Tierschützerin avanciert und hat die Dinosaur Protection Group gegründet, die sich für den Schutz der prähistorischen Tierchen einsetzt. Mills wickelt sie mit dem Versprechen, die lieben Dinos zu retten, schnell um den Finger. Es wundert sie auch nicht weiter, dass er hauptsächlich daran interessiert ist, den von Owen Grady (Chris Pratt) im ersten Teil trainierten Velociraptor Blue zu fangen. Dazu muss natürlich Grady an Bord kommen – was er auch macht, obwohl (oder eben weil) er und Dearing nicht mehr zusammen sind. Kaum auf der Insel gelandet, geht natürlich alles schief: Der Vulkan bricht zur Unzeit aus und Mills entpuppt sich als Bösewicht. Eh klar.

 

Ein bisschen weniger ist manchmal viel mehr

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Soweit, so gut. Das klingt ja nach solider Jurassic-Action. Der Film scheitert aber im Detail und vor allem im geradezu verzweifelten Versuch seinen Vorgänger zu toppen. Nun ist es keinesfalls so, dass in einem Actionfilm alle Naturgesetze 100-prozentig so wie im echten Leben funktionieren müssen. Auch der menschliche Körper darf mehr aushalten. Und auch über seltsam unlogische Verhaltensweisen kann man hinwegsehen. Im Bann der Action ist vieles möglich. Aber wenn der Plot so unrealistisch, ja sogar dümmlich wird, dass man aus diesem Bann herausgerissen wird, ist der Zauber dahin. Ab diesem Moment glaubt man die Fiktion des Films nicht mehr und plötzlich haben auch die kleinesten Logikfehler Gewicht.

 

Zum Augenrollen surreal

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Dieser Moment ist in "Jurassic World 2" recht bald erreicht. Nämlich spätestens dann, wenn Grady, Dearing und ein kreischender Technologie-Nerd mit einem LKW in voller Fahrt vom Dock der Insel auf das bereits abfahrende Frachtschiff voller Söldner und Dinosaurier springen – ohne von irgendjemandem bemerkt zu werden. Dearing setzt sich eine Kappe auf und tut als ob nichts gewesen wäre. Die Söldner schauen alle zurück zur im Meer versinkenden Insel, haben aber nicht bemerkt, dass ein LKW mit den beiden gerade zum Sterben auf der Insel gelassenen Helden ziemlich spektakulär als blinder Passagier an Bord gekommen ist. Die Szene ist beinahe surreal. Leider ist der Film voll mit solchen völlig überzogenen Irrationalitäten. Darüber hinaus bleiben auch die Charaktere ziemlich schablonenhaft. Und auch das ziemlich reizlose romantische Geplänkel zwischen Chris Pratt und Bryce Dallas Howard macht den Film diesmal nicht interessanter.

 

Wenn der Plot die Fiktion ruiniert

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Letztendlich ist "Jurassic World: Das gefallene Königreich" weder Fisch noch Fleisch. Damit scheitert der Film in der wesentlichen Kategorie Familienfilm. Der Action-Plot ist selbst für 12-Jährige schon zu dümmlich umgesetzt und Erwachsene rollen dabei nur die Augen. Für ein jüngeres Publikum, dem jugendfreie Animationsabenteuer langsam zu langweilig werden, ist der Film ja laut FSK-12 ohnedies nicht geeignet – dafür ist der Film wohl zu düster und hat zu viele Schockmomente. Wirklich schockierend ist aber vor allem, dass Spielberg und sein Team offenbar die eingangs erwähnten Regeln über Bord geworfen haben und so der Bann der Action und der Zauber des Fantastischen trotz noch so perfekter Visual Effects durch einen dümmlichen Plot gebrochen wird.

 

Erwin Schotzger

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