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LOL 3: Christoph Maria Herbst über Nontschew und seinen Anti-Lach-Trick

Der beste Kandidat der dritten "LOL"-Staffel verrät bei uns, wieso er die deutsche Antwort auf Michelle Hunziker ist.

von

Manuel Simbürger
Manuel Simbürger

04/14/2022, 07:15 AM

Christoph Maria Herbst, spätestens seit "Stromberg" einer der erfolgreichsten und beliebtesten SchauspielerInnen Deutschlands, ist einer der KandidatInnen der dritten Staffel von "LOL: Last One Laughing", die ab 14. April wie gewohnt bei Amazon Prime Video zu sehen sein wird. Damit ist er einer der größten Namen, die je an der "Bitte nicht lachen!"-Show teilgenommen haben.

Auch wenn wir bisher nur die ersten zwei Folgen ansehen durften (siehe Artikel unten), trauen wir uns jetzt schon zu behaupten: Herbst wird sicherlich mindestens ins Finale kommen, könnte den "Schas" sogar gewinnen (um Andi Knolls ESC-Sager zu zitieren). Herbst legt buchstäblich ab der ersten Sekunde 100 Prozent an den Tag, geht auf Angriff und zeigt, dass er als Sieger aus der Show hervorgehen möchte.

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Bemerkenswert analytisch und alle Schauspiel-Register ziehend nähert er sich dem "LOL"-Experiment an, was ihm zum besten (weil lustigsten) KandidatInnen der aktuellen Staffel macht. Vielleicht sogar aller drei Staffeln (neben Anke Engelke, denn über die lässt der Autor dieser Zeilen halt einfach nix kommen). 

Wir baten den 56-jährigen "Der Vorname"-Star zum Interview. 

Wieso haben Sie bei "LOL 3" mitgemacht?

Ich hatte bereits die ersten beiden Staffeln gesuchtet, bevor ich die Anfrage für "LOL 3" bekam. Ich finde, es handelt sich bei "LOL" um eine Show mit einem unglaublich großen Unterhaltungswert und einem herrlich verschrobenen Ansatz. Die Herausforderung, nicht lachen zu dürfen, habe ich als Menschenexperiment, als geradezu unmenschlich empfunden. Was "LOL" sehr gut gelingt, ist dieser Mix aus Mitfiebern und Schadenfreude: Was passiert mit den Reagierenden?

Als die Anfrage für die dritte Staffel kam, hab ich mich ehrlicherweise sehr geschmeichelt gefühlt und fand es toll, dass mich die Verantwortlichen überhaupt auf den Schirm hatten. Ich musste nicht großartig über meine Antwort nachdenken und habe circa 2,3 Sekunden später bereits zugesagt. Mir war egal, wer die anderen KandidatInnen sind. Mir war wurscht, wie das Honorar ausfällt. Mir war sogar wurscht, wann die Dreharbeiten stattfinden – ich wollte unbedingt dabei sein!

Denn "LOL" ist eine Erfahrung, die du ansonsten in deinem Leben niemals machen wirst. Ich wollte überprüfen, ob ich all die Konditionierungen, die uns menschlichen Wesen beigebracht wird – freundlich zu unserem Gegenüber sein, mit einem Lächeln zu reagieren –, für sieben Stunden ausschalten kann.

Was haben Sie nach der Teilnahme an "LOL" über sich selbst gelernt?

Ich dachte eigentlich, ich wäre dieser Herausforderung gar nicht gewachsen. Ich habe dann allerdings gemerkt, dass man an den an die eigene Person gestellten Aufgaben sehr wohl wachsen kann. Da ich ja Schauspieler bin, bin ich auch sehr schauspielerisch an das Ganze herangegangen.

Ich habe mir vorgestellt, dass ich mich an einem Filmset befinde und der Regisseur sagt: ‚Christoph, die einzige Regieanweisung, die ich an dich habe, ist: Du darfst den halben Tag nicht lachen.‘ In meinem Kopf spielte ich also die Rolle von jemandem, der nichts zu lachen hat. Das hat mir wirklich sehr geholfen – und ich habe einmal mehr festgestellt: Es ist vieles möglich, wenn man sich drauf einlässt. Das hat durchaus einiges mit mir gemacht.

Aber umso froher war ich auch, als ich nach den sieben Stunden wieder ins wirkliche Leben entlassen wurde und die Staudämme wieder brechen konnten – und durften.

Als ZuseherIn testet man sich gerne selbst, wenn man "LOL" schaut. Man probiert, ob man es genauso schafft, nicht zu lachen. Ging es Ihnen auch so, als Sie die ersten beiden Staffeln gebinged haben?

Auf jeden Fall – und ich hatte deshalb großen Respekt vor der Show! Wie peinlich wäre es denn bitte gewesen, wenn ich meine beiden Leben sofort in den ersten Minuten verloren hätte?! Es ist aber ein Unterschied, wenn man direkt inmitten des Geschehens ist und man sich mit Fleisch und Blut dem Irrsinn hingibt, als wenn man passiv vorm Fernseher sitzt. Am Anfang hat man sehr viel Druck unterm Topf, man testet sich aus. Jede/r hat schweißnasse Hände.

Bei mir hat sich der Druck abgebaut, indem ich in der ersten Sekunde gleich mal eine Arie geschmettert habe, um so die Flucht nach vorne anzutreten. Man plant so etwas nicht, man reagiert einfach. Es passieren Dinge mit dir. Man kommt sich vor wie in ein gebeuteltes Tier im Käfig, das merkwürdige Dinge macht.

Ich kann mich auch tatsächlich an viele Dinge, die während der Aufnahmen passiert sind, gar nicht mehr erinnern. Dinge, die das Hirn aufgrund der inneren Hygiene schon selbst von der Festplatte gelöscht hat. Es ist einfach irre.

War es auch nicht geplant, dass Sie sich Michelle Hunziker als "Opfer" aussuchen?

Auch das hat sich ehrlich gesagt einfach ergeben. Ich bin ein Kaffeejunkie und wollte mir an der Maschine nur einen Kaffee machen. Wenn da auch Michelle Hunziker – noch dazu das vermeintlich schwächste Glied der Gruppe – herumsteht, dann ist klar, dass ich mit ihr nicht über Eros Ramazotti plaudere. In dem Moment sind wir ja befreundete FeindInnen, wir treten ja gegeneinander an.

Klar, dass ich dann versuche, sie aufs Glatteis zu führen, und auch mal agiere anstatt nur zu reagieren. Bei Axel Stein, der ständig mit seiner dusseligen Fliegenklatsche herumhantierte, habe ich das aber auch so gemacht. War auch ungeplant.

Wer war Ihr/e größte Angst-GegnerIn?

Mirko Nontschew. Ganz klar. Mit ihm bin ich groß geworden, auch wenn er stets 20 Jahre jünger aussah als ich. Wenn ich im Vorfeld an Mirko dachte, verspürte ich zu 49 Prozent Angst und zu 51 Prozent Vorfreude. Wir kannten uns vorher nicht, haben uns erst bei "LOL" kennengelernt.

Es war eine tolle menschliche Begegnung! Mirko war ein unglaublich bescheidener, mit jeder Pore seines Körpers lustiger Mensch. Mirko hatte immer einen eigenen Soundtrack zu seinen Gags eingebaut – und wenn mich die an der richtigen Stelle erwischen, dann ist es um mich geschehen. Davor hatte ich am meisten Respekt.

Man kann sich ja auf ein Format wie "LOL" eigentlich nicht vorbereiten. Meine einzige Vorbereitung war, mich für jene Momente, in denen Mirko performt, besonders warm anzuziehen. Das ist mir auch Gott sei Dank gelungen! (lacht)

Was bedeutet für Sie "warm anziehen" in diesen Momenten? Denken Sie dann zum Beispiel absichtlich an etwas Trauriges?

Das hilft mir in solchen Momenten nicht. Dafür bin ich zu sehr Gefangener der Situation und meiner selbst. Mein Trick war – und das sieht man auch gut in der Sendung: meine Mundwinkel ganz straff und streng nach unten zu ziehen.

Für mich war das im Verlauf der Sendung wie eine mathematische Gleichung: Wenn der Mund in seiner neutralen Stellung ist und lächelt, gehen die Mundwinkel nach oben, in den positiven Bereich. Das darf bei "LOL" aber nicht sein, dann bin ich schon raus.

Wenn ich aber von Beginn an von ganz unten anfange und dann ein wenig zu lächeln beginne, gehen die Mundwinkel nicht ganz so weit rauf, befinden sich immer noch im negativen Bereich. Das war einfach mein etwas verrückter Zugang dazu – und es hat auch tatsächlich geholfen und mir ein paarmal den Arsch gerettet. 

Worüber können Sie privat lachen?

Ich bin die deutsche Antwort auf Michelle Hunziker: Ich kann über alles lachen! Wenn ich nach fünf Stockwerken merke, ich habe den Schlüssel oben in meiner Wohnungstür stecken lassen, stampfe ich nicht verärgert mit dem Fuß auf, wie es vielleicht viele andere tun würden. Sondern ich lache über meine eigene Schusseligkeit und gehe die fünf Stockwerke wieder hoch. Dem Leben mit einer Leichtigkeit zu begegnen wurde mir in die Wiege gelegt.

Ich glaube, mein Humor ist ziemlich breit aufgestellt. Über sehr rationale, analytisch-politische Gags von irgendwelchen linken KabarettistInnen kann ich mich genauso amüsieren wie über ein Gesichtsfeuerwerk á la Jerry Lewis beispielsweise. Ich bin heilfroh, dass es so unterschiedliche Humorfarben gibt und man sich von überall bedienen kann. Man hat ja nicht immer auf denselben Humor Bock.

Genau das macht das Genre Komödie für mich als Schauspieler so interessant: In der dramatischen Form der Komödie gibt es wahnsinnig viele Grautöne. Mit Substanz zu unterhalten, vielleicht sogar mit tragikomischem, anrührendem Einschlag sowie mit Figuren, mit denen man sich identifizieren kann: Das ist für mich als Schauspieler wie vor die Königsdisziplin der Unterhaltung.

Stimmt es, dass es schwieriger ist, Menschen zum Lachen als zum Weinen zu bringen?

Würde ich definitiv unterstreichen. Setze zehn Leute in eine furchtbar traurige Komödie und sie werden weinen. Setze zehn Leute in eine Komödie und alle werden an einer anderen Stelle lachen. Obendrein werden die einen sagen, dass die Komödie zu anspruchsvoll war, den anderen war sie wiederum zu anspruchslos. Der Eine möchte mehr physical comedy, der Andere weniger. Komödie ist ein sehr kompliziertes, dafür umso spannenderes Feld.

Über was können Sie gar nicht lachen?

Alles, was mit unserer jüngsten deutschen Kriegsgeschichte zusammenhängt. Das ertrage ich nicht, da wird für mich die rote Linie überschritten. Ansonsten halte ich mich mit Abwandlung an Kurt Tucholsky: "Was darf der Komiker alles...?"

Letzte Frage: Wie ging es Ihnen am Tag nach dem "LOL"-Dreh?

Ich war hoffnungslos überdreht. Ich habe mit vielen Freunden gesprochen und die alle 30 Minuten lang ohne Punkt und Komma zugtextet. Einfach, weil bei mir alle Staudämme brachen oder fast schon erbrachen. Es war eine schizoide Mischung aus "total ausgebrannt sein" und "total aufgefüllt und angefüllt sein", nämlich mit neuen Erfahrungen.

"LOL" ist wirklich mit nichts zu vergleichen, was ich bisher gemacht habe. Oder, anders ausgedrückt: "LOL" ist wie eine Folter, aber ich würde es immer wieder machen. (lacht)

 

"LOL: Last One Laughing" 3 startet am 14 April auf Amazon Prime Video. 
 

Die ersten beiden Staffeln kannst du schon jetzt auf Amazon Prime Video ansehen. Hier geht's direkt zur Show!

 

 

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