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Szene aus "Völlig zerstört"

© Netflix/film.at

Filmkritiken

"Völlig zerstört": Lohnt sich die schrille Netflix-Action?

Wart ihr auch schon mal zu zugedröhnt, um die Welt zu retten, habt es aber trotzdem getan?

von

Franco Schedl
Franco Schedl

11/30/2023, 07:11 AM

In unserer Rubrik "Lohnt sich das?" stellen wir euch einmal wöchentlich einen Streamingtitel (Film oder Serie), der in aller Munde ist, vor, nehmen ihn genauer unter die Lupe und stellen für euch die altbekannte Frage: "Lohnt sich das überhaupt?" Lohnt es sich, dafür Zeit zu investieren? Ein Abo abzuschließen? Oder ein Abo zu beenden?

Diesmal: Staffel 1 von "Völlig zerstört" auf Netflix

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Wer braucht schon die Heilige Dreifaltigkeit, wenn es Jon Hurwitz, Hayden Schlossberg und Josh Heald gibt? Diese Drei haben sich bereits bestens als Lieferanten einer eingängigen Netflix Serie bewährt: Sie stecken nämlich hinter dem Erfolg der bisherigen fünf "Cobra Kai"-Staffeln. Auch Kinofilme stammen von ihnen – darunter die wilden "Harold & Kumar"-Komödien oder "American Pie: Reunion"

Nun haben sie ihre Kreativität erneut gebündelt und versprechen uns mit der Serie "Völlig zerstört" eine ziemlich schräge Action-Komödie. Darin wollen sie uns die Mitglieder einer hoch spezialisierten US-Elitetruppe fürs Grobe menschlich näherbringen und zeigen, dass solche Söldnertypen oder Adrenalin-Junkies halt auch mit ganz banalen Alltagsproblemen wie du und ich zu kämpfen haben. 

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Wilde Feier nach Bombenentschärfung

Ava Winters (Shelley Hennig) leitet als CIA-Agentin eine Spezialeinheit, die sich mit einer nuklearen Bedrohung von Las Vegas auseinandersetzen muss. Das eingespielte Team mit dem SEAL-Chef Chad McKnight (Nick Zano) kommt auch zügig voran und scheint im Handumdrehen die Situation im Griff und die Bombe entschärft zu haben. Danach ist erstmal hemmungsloses Feiern angesagt. 

Doch nachdem viel Alkohol geflossen ist, folgt das böse Erwachen: Die aus dem Verkehr gezogene Bombe war nur eine Attrappe. Die echte ist noch irgendwo dort draußen, und ein russischer Bösewicht droht, sie hochgehen zu lassen. Jetzt müssen die verkaterten Kämpfer:innen alle Kräfte zusammennehmen, um eine Katastrophe zu verhindern und nebenbei mit persönlichen Herausforderungen fertigwerden. 

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Völlig zugedröhnte Profis

Dummerweise sind etliche von ihnen während der wilden Party mit Drogen in Kontakt gekommen und jetzt außer Gefecht gesetzt. Besonders ärgerlich, dass es ausgerechnet den exzentrischen Bombenentschärfer (C. Thomas Howell) am schlimmsten getroffen hat. Auch ein paar sexuelle Eskapaden und Eifersüchteleien tragen dazu bei, dass die weitere Zusammenarbeit nicht mehr so gut klappt. 

Kurz gesagt: Die Stimmung im Team hat gerade im Moment der höchsten Gefährdung den Tiefpunkt erreicht. Doch nun steht ein Wettlauf gegen die Zeit bevor, da es ein enges Zeitfenster gibt, um die echte Bombe zu finden und unschädlich zu machen. 

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Russland gegen Amerika

Eine der gelungensten Szenen ist zweifellos ein Zusammenprall von Russland und Amerika: Wenn im Verhör Machotyp Chad dem russischen Terroristen klarzumachen versucht, warum die Vereinigten Staaten noch immer die Nummer Eins der Weltordnung sind: "Freiheit, kaltes Bier und geile Rock'n'Roll-Musik", klärt ihm sein Gegenspieler auf, dass Springsteens "Born in the USA" die Ironie eines Landes unterstreicht, das ein Vermögen in Krieg investiert und dann alle in Stich lässt, sobald der Konflikt vorbei ist. 

Und so geht's weiter, bis Chad völlig ausflippt, als er sich anhören muss, dass die vergötterte Pam Anderson eigentlich Kanadierin ist und russische Vorfahren hatte.

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Schlagschaum auf Geschlechtsteilen

Aber oft geht es durchaus weniger intellektuell zu: blanke Brüste und Riesenpimmel mit Schlagschaumhauben oder ein zweckentfremdetes Gefäß voll Pisse, dessen Inhalt natürlich in einigen Gesichtern landet, verraten deutlich, dass hier die Macher eines "American Pie"-Films dahinterstecken. 

Eine Sexszene zwischen Ava und Chad wirkt hingegen geradezu bewundernswürdig zurückhaltend inszeniert: Man hat den Eindruck, dass alles gezeigt wird und bekommt eigentlich fast nichts zu sehen. 

Abgesehen davon kann die Serie auch ganz schön zynisch sein, denn als es zum ersten Mal ans große Ballern und Umlegen geht, findet das mit fröhlicher Rockmusik-Untermalung statt, und Kopfschüsse werden geradezu zelebriert.

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Lohnt sich "Völlig zerstört"?

Stellt euch vor, "Hangover" wäre statt einer Hochzeitkomödie ein Action-Thriller mit Schießereien und vielen Toten gewesen – dann hab ihr eine ungefähre Ahnung davon, was euch bei "Völlig zerstört" erwarten wird.  Da dem Team für seine heikle Mission nur sieben Stunden und sieben Folgen zur Verfügung stehen, spielt sich sozusagen alles in Echtzeit ab, weshalb man auch an "24" denken darf. 

Dass sich hier derber Brachialhumor mit extrem harter (und oft entsprechend unwahrscheinlicher) Action mischt, macht auch den besonderen Unterhaltungswert dieser Serie aus, und die Wahl von bisher fast unbekannten Darsteller:innen trägt ebenfalls zum Eindruck von unverbrauchter Frische bei. Und wo bekommt man sonst noch Elvis-Imitatoren zu sehen, die kräftig verprügelt werden oder einen fiesen grünen Kobold, der den zugedröhnten Hubschrauberpiloten ständig nervt?

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Abgesehen von diesem Gremlin werden auch noch etliche andere Running Gags übermäßig ausgekostet: So muss der völlig weggetretene Bombenentschärfter von seinen Kolleg:innen in allen Lebenslagen mitgeschleppt werden; einer der Muskelmänner leidet höllischen Hunger, doch man schnappt ihm das Essen immer in letzter Sekunde wieder vor der Nase weg, und der missglückte Quickie zwischen Ava und Chad gibt zu unzähligen Sex-Witzen Gelegenheit. Aber ihr müsst die beiden jetzt nicht bemitleiden, denn umso befriedigender gestaltet sich dann der Serien-Höhepunkt.

Eigentlich sollte aus "Obliterated" – so der Originaltitel – ursprünglich ein Kinofilm werden, doch dann erwies sich die Fülle der Ideen als so überwältigend, dass sie nur in einer Serie angemessen umgesetzt werden konnte. Den drei Masterminds werden die Ideen bestimmt nicht so rasch ausgehen und wir dürfen uns sicher auf weitere Staffeln gefasst machen. "Völlig zerstört" bietet jedenfalls eine echt schräge und wilde Erfahrung – man geht daraus hervor, als hätte man selber gerade einen Drogentrip absolviert.

3 ½ von 5 Sternen

Für Fans von: "24", "Fubar", "Hangover", "Cobra Kai" und "American Pie"-Filmen

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