India Amarteifio als junge Königin Charlotte und Corey Mylchreest als junger König George in "Queen Charlotte"

India Amarteifio als junge Königin Charlotte und Corey Mylchreest als junger König George in "Queen Charlotte"

© LIAM DANIEL/ NETFLIX

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"Queen Charlotte": Die wahre Geschichte des "Bridgerton"-Spin-offs

Wie viel ist in "Queen Charlotte" wahr und wie viel ist erfunden? War Königin Charlotte wirklich Schwarz?

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Maike Karr
Maike Karr

05/11/2023, 01:59 PM

"Queen Charlotte", das Spin-off von "Bridgerton", spielt so wie die Originalserie im viktorianischen Zeitalter und erzählt vom britischen Königshaus. Königin Charlotte und König George, die im Prequel im Fokus stehen, gab es wirklich, doch manche Aspekte der Netflix-Serie sind auch fiktiv, wie unter anderem das "Time"-Magazin berichtet.

Wir erzählen euch die wahre Geschichte von "Queen Charlotte". Was ist wahr und was ist frei erfunden? 

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King Georges Krankheit: Wahr oder erfunden?

Obwohl King George viele Interessen hatte und in seiner Regierungszeit viel erreicht hat, ist er bis heute dem Großteil der Menschen als "Mad King" in Erinnerung geblieben. Laut der offiziellen Seite der "britischen Königsfamilie" hatte King George 1788 bis 1789 sowie 1801 schwere Krankheitsschübe, bevor er 1810 dauerhaft verwirrt wurde. Aus diesem Grund konnte er in seinem letzten Jahrzehnt gar nicht mehr als König regieren und sein ältester Sohn George war ab 1811 Prinzregent. 

Die Krankheit von König George entspricht also der Wahrheit. Mehr darüber erfahrt ihr dem unten verlinkten Artikel:

War Queen Charlotte wirklich eine Schwarze Deutsche? 

Zuerst einmal: Wer war Königin Charlotte überhaupt? Die spätere Königin Charlotte wurde 1744 als Sophie Charlotte, Herzogin zu Mecklenburg[-Strelitz] in Mirow, Mecklenburg, geboren. 1761, im Alter von 17 Jahren, heiratete sie König George, nur wenige Stunden nachdem sie im Palast angekommen war und ihrem zukünftigen Gemahl zum ersten Mal gegenüberstand. Das stellt das "Bridgerton"-Prequel also richtig dar. 

Doch war Queen Charlotte wirklich Schwarz? Um diese Frage drehen sich seit Jahrzehnten Debatten von Historiker:innen, die unterschiedliche Ansätze verfolgen und zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. 

Das spricht dafür:

1997 verfolgte der Historiker Mario De Valdes y Cocom die Theorie, dass Charlotte Schwarz gewesen sei, da sie direkt von Margarita de Castro y Sousa abstamme. Das führte er unter anderem in einem Beitrag für "PBS Frontline" aus. Laut "The Guardian" war diese "eine [von Charlotte] neun Generationen entfernte portugiesische Adelige aus dem 15. Jahrhundert, deren Abstammung auf den Herrscher Alfonso III. aus dem 13. Jahrhundert und seine Geliebte Madragana zurückgeführt wird, die laut Valdes eine Maure und damit eine Schwarzafrikanerin war."

Die helle Hautfarbe der Königin auf Porträts erklärt sich Valdes dadurch, dass "von den Künstler:innen dieser Zeit erwartet wurde, dass sie Gesichtszüge, insbesondere von Frauen, die nicht dem damaligen Schönheitsstandard entsprachen, herunterspielen, abmildern oder sogar auslöschen" sollten. 

Das spricht dagegen:

Mit dieser Theorie gibt es jedoch zwei Probleme: Zum einen wird der Begriff "Maure" hier falsch verstanden. Zur damaligen Zeit wurden damit nicht unbedingt Schwarze Personen beschrieben, sondern Muslime, wie die Akademikerin Ania Loomba "The Philadelphia Inquirer" erklärt, und alle Personen des Mauren-Reichs – egal, welche Hautfarbe sie besaßen –, wie die Historikerin Lisa Hilton "Insider" mitteilte.

Zum anderen sei "der Generationsabstand zwischen Charlotte und ihren mutmaßlichen afrikanischen Vorfahren so groß", dass die Annahme, Charlotte sei Schwarz, "lächerlich ist", wie Stuart Jeffries dem "Guardian" erklärte. Selbst wenn Madragana eine Schwarze war, fügte Lisa Hilton hinzu, "ist es äußerst unwahrscheinlich, dass sich nach 500 Jahren Spuren des genetischen Erbguts in den Gesichtszügen einer Prinzessin aus dem 18. Jahrhundert aufgetaucht wären."

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Königin Charlotte sehr wahrscheinlich nicht Schwarz war und dieser Teil der Netflix-Serie erfunden ist. 

Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen echter und fiktiver Queen Charlotte

Die Unterschiede: 

In der Netflix-Serie wird die Protagonistin als sture Person mit viel Selbstbewusstsein und Durchsetzungskraft dargestellt. Die echte Königin Charlotte war eher schüchtern, unscheinbar und hat sich mit ihrer Familie größtenteils aus der Öffentlichkeit entfernt. Zusammen mit König George führte sie ein bescheidenes, zurückgezogenes und frommes Leben. 

Die Gemeinsamkeiten: 

Queen Charlotte mischt sich in der titelgebenden Serie immer wieder in politische Angelegenheiten ein, indem sie sich der Königinmutter zur Wehr setzt und ihre Freundin Lady Danbury unterstützt. Auch in Wirklichkeit war die Königin politisch engagiert. So wehrte sie sich vehement dagegen, dass King George von ihrem Sohn für wahnsinnig erklärt wird. Verhindern konnte sie das am Ende jedoch leider trotzdem nicht.

Wie man bereits im Finale von "Queen Charlotte" beobachten konnte, gab das Königspaar (mehr oder weniger) gerne Bälle auf ihrem Anwesen. Auch die echte Charlotte wird zu Beginn ihrer Regentschaft dafür gefeiert, dass sie zu vielen sozialen Anlässen einlädt, wie "Netflixwoche" berichtet. Das war eine willkommene Abwechslung in dem sonst so monotonen Alltag Londons. Zu Beginn soll das Königspaar sogar täglich Mitglieder der adeligen Gesellschaft eingeladen haben. 

Wolfgang Amadeus Mozart tritt in dem "Bridgerton"-Spin-off auf und stellt seine Klavierkünste unter Beweis. Was jedoch nicht zu sehen ist: In Wahrheit soll Queen Charlotte das damals achtjährige Wunderkind mit ihrem Flötenspiel auf dem Klavier begleitet haben. Daraufhin hat der österreichische Musiker ihr sechs Sonate gewidment.

India Amarteifio als junge Königin Charlotte und Corey Mylchreest als junger König George auf einem ihrer berühmten Bälle in "Queen Charlotte"

"The Great Experiment": Wahr oder erfunden? 

Da Queen Charlotte (sehr wahrscheinlich) nicht Schwarz gewesen ist, gab es das "große Experiment" auch nicht. Es gab weder eine Hochzeit mit einer Schwarzen Person, noch musste die Geburt eines gemischt-rassigen Kindes erwartet werden. Auch der Hofstab musste nicht neu aufgestellt werden.

Obwohl es zur damaligen Zeit viele Black Indigenous People of Color (BIPoC) in England gab, waren diese auf dem Königshof nicht vertreten. Die britische Gesellschaft war also noch sehr getrennt. Kein Wunder, immerhin gab es im britischen Reich bis 1807 noch Sklav:innen, die auch erst ab 1838 vollkommen frei waren, wie das britische Parlament mitteilt. Zur Erinnerung: "Queen Charlotte" spielt ab dem Jahr 1761. Rassentrennung ist zu der Zeit also noch vorherrschend. 

Die Liebe zwischen Charlotte und George: Wahr oder erfunden? 

So wie in der Netflix-Serie hatten Queen Charlotte und King George auch im echten Leben eine Beziehung, die mit viel Liebe und Leidenschaft erfüllt war. Das Paar war 57 Jahre lang verheiratet, doch eine große Zeit dessen führten sie keine überaus glückliche Ehe – nicht aufgrund von fehlender Liebe, sondern wegen der mentalen Gesundheit Georges, die sich stetig verschlechterte. Mit zunehmendem Alter erlitt King George immer öfter wahnsinnige Episoden.

40 Jahre lang kümmerte sich Königin Charlotte liebevoll um ihren kranken Ehemann. Ab dem 19. Jahrhundert ging das leider nicht mehr, da die Anfälle des Königs so schlimm wurden, dass er eine Gefahr für seine Gemahlin darstellte. 

Wie viele Kinder hatten King George und Queen Charlotte? 

Das Königspaar zeugte, so wie in der Netflix-Serie, im Laufe ihrer Ehe 15 Kinder, wovon 13 das Erwachsenen-Alter erreichten. Prinz Octavius und Prinz Alfred starben in ihrer Kindheit. Zwei Söhne von ihnen wurden zu Königen Englands: George, Prinz von Wales (späterer König George IV.) und Prinz William (späterer König William IV.). 

Durch die vielen Kinder sollte die Thronfolge geregelt sein – eigentlich. Als die Enkelin der Königin stirbt, die auch den Namen Charlotte trägt, steht das Königshaus und damit auch das Königreich vor einem Problem. Es gab keine:n legitime:n Nachfolger:in für den Thron. Die Söhne von George und Charlotte waren zwar dafür berühmt, dutzende Kinder in die Welt gesetzt zu haben, doch die waren alle nicht für den Thron geeignet, da sie durch Affären mit ihren Mätressen entstanden sind. Nun musste sich das Königspaar also auf die Suche nach geeigneten Ehefrauen für ihre Söhne begeben, um so die Thron-Nachfolge sicherzustellen. 

Im Gegensatz zu den sich sexuell austobenden Söhnen waren die Töchter von King George und Queen Charlotte noch Jungfrauen, wie die Monarchin im "Bridgerton"-Prequel selbst treffend auf den Punkt bringt: "Virgins to the left of me, whores to the right."

Wo kann man "Queen Charlotte" ansehen? 

Die sechsteilige Miniserie befindet sich im Streaming-Angebot von Netflix. 

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