Donald Glover und Maya Erskine in "Mr. und Mrs. Smith"

Donald Glover und Maya Erskine in "Mr. und Mrs. Smith"

© David Lee/Prime Video/film.at

Filmkritiken

"Mr & Mrs. Smith": Lohnt sich die Serienadaption auf Prime Video?

Anstatt Brad Pitt und Angelina Jolie heißt es nun bei Donald Glover und Maya Erskine: Spionage trifft auf Eheprobleme! Gelungen ist das nicht ...

von

Manuel Simbürger
Manuel Simbürger

02/02/2024, 06:00 AM

In unserer Rubrik "Lohnt sich das?" stellen wir euch einmal wöchentlich einen Streamingtitel (Film oder Serie), der in aller Munde ist, vor, nehmen ihn genauer unter die Lupe und stellen für euch die altbekannte Frage: "Lohnt sich das überhaupt?" Lohnt es sich, dafür Zeit zu investieren? Ein Abo abzuschließen? Oder ein Abo zu beenden?

Diesmal: (Die ersten zwei Folgen von) "Mr. & Mrs. Smith" auf Prime Video.

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2005 erschien die mittlerweile kultige Action-Comedy "Mr. & Mrs. Smith" im Kino – und schenkte uns nicht nur einen kurzweiligen Mix aus Romantik, Humor, Erotik und Adrenalin, sondern auch Brangelina. 19 Jahre später sind Brangelina zwar Geschichte, die Story rund um ein Geheimagent:innen-Ehepaar hat den Test der Zeit aber überstanden. 

Und weil Hollywood schon seit geraumer Zeit keine Ausgeburt von Kreativität mehr ist und wirklich frische Ideen in der Traumfabrik so oft vorgekommen wie philosophische Diskussionen im Dschungelcamp, erscheint nun eine Serienadaption des Streifens auf Prime Video. Brad Pitt und Angelina Jolie sind natürlich nicht mehr dabei, sonst wären dort wohl nicht nur vor der Kamera die Action-Fetzen geflogen – aber auch sonst hat sich das selbstironische Konglomerat aus überspitztem Geschlechterduell, schlagfertigen Dialogen, nervenaufreibender Action und bombastischer Hauptdarsteller:innen-Chemie vollkommen verabschiedet. 

Wie so oft nach 19 Ehejahren heißt es auch hier: Da ist die Luft raus!

Worum geht's in "Mr. & Mrs. Smith"?

Aber erstmal zur Story, denn diese ist kein 1:1-Remake des Films, womit die Serie im Grunde für sich alleine steht, was man ihr durchaus zugute halten darf. 

Vielmehr spricht Prime Video von einer "Neuinterpretation" – und in dieser finden zwei Fremde (dieses Mal: Donald Glover und Maya Erskine) einen Job bei einer Spionageagentur, die ihnen ein glamouröses Leben mit Reichtum, Weltreisen und einem Traumhaus in Manhattan verspricht. Der Haken an der Sache? Neue Identitäten in einer arrangierten Ehe als Mr. und Mrs. John und Jane Smith (die wahren Namen werden zumindest in den ersten beiden Episoden nicht verraten).

Nun sind John und Jane also verheiratet und sollen jede Woche eine hochriskante Mission bewältigen, während sie gleichzeitig die Probleme ihrer neuen Beziehung bewältigen müssen. Ihr Doppelleben wird noch komplizierter, als sie echte Gefühle füreinander entwickeln – und das, obwohl Jane keinesfalls Romantik sucht, wie sie zu Beginn betont. Bald stellt sich die Frage, was riskanter ist: Spionage oder Ehe?

Fall für Fall

Wir Zuschauer:innen begleiten John und Jane in jeder Episode bei einem neuen Spionage-Fall, was "Mr. & Mrs. Smith" einen Hauch von Crime-Procedural-TV-Shows verleiht. Ob man das mag oder nicht, ist reine Geschmacksache. Dass es im Hintergrund einen roten (Crime-)Faden gibt, wird in den ersten beiden Episoden noch nicht gänzlich deutlich, darf aber angenommen werden.

Zumindest dürfte die Fragen, wer in ihrem Umfeld von ihrer Geheimidentität weiß und wem die beiden wirklich trauen können – und was es mit der Spionageagentur wirklich auf sich hat –,  wahrscheinlich noch mehr Raum im Verlauf der Serie einnehmen. Dadurch umgibt die Story eine (zurückhaltende) Aura von permanenter, aber nicht greifbarer Gefahr, die Potenzial in sich birgt ...

19 Jahre später gibt's keine Spannung mehr

... und die die Serie auch dringend nötig hat. Denn "Mr. & Mrs. Smith" ist schlicht und einfach langweilig. Fad. Öde. Die einzelnen Spionage-Missionen verstehen es nicht, die Spannungskurve anzuheben, allgemein sind Actionszenen überraschend rar gesät. Vielmehr konzentriert sich die Story auf Aspekte des Agent:innen-Lebens, die in Film und Serie gern ignoriert werden: Recherche, Vorbereitung, Beobachtung. Hut ab vor dieser Entscheidung, dank der "Mr. und Mrs. Smith" nicht ganz wie ein plumpes CIA-Klischee á la "The Terminal List" oder "Tom Clancy's Jack Ryan" daherkommt. 

Doch fokussiert man sich auf diese ruhigeren Faktoren der Spionage, müssen die Fälle selbst komplex, vielschichtig, packend und überraschend sein, um das Publikum vorm Einschlafen (oder vor dem Blick aufs Handy) zu bewahren. Hier scheitert "Mr. und Mrs. Smith" leider gänzlich. Man hat nur geringes Interesse daran, zu erfahren, wie die Mission ausgeht. Was dahinter steckt. Und wieso John und Jane das tun, was sie tun, und wie sie es tun. Irgendwie kommt das Ganze zu glattpoliert daher. Eckig und kantig ist hier nichts.

Manchmal – das darf verraten werden – scheitern John und Jane, manchmal heißt es: "Mission: accomplished". Wie viele Missionen sie erfolgreich zu Ende bringen, dürfte (das zeigt das Ende von Episode 2) noch wichtig werden. Ansonsten heißt es: Gähn! Von der moralischen Vielfältigkeit, den Grautönen, der psychischen Komplexität und der dramaturgischen Doppelbödigkeit einer "The Americans"-Serie ist in "Mr. & Mrs. Smith" nichts zu spüren. Die Inszenierung ist geradlinig und geradezu klassisch.

Wenn aus Täuschung Realität wird

Vielmehr als an den Spionage-Einsätzen ist "Mr. & Mrs. Smith" aber ohnehin an der zwischenmenschlichen Ebene des Fake-Ehepaares interessiert. Die ersten beiden Episoden nehmen sich viel Zeit, um zu fragen, wie das denn so ist, wenn man mit einem/einer fremden Kolleg:in plötzlich als Ehepaar zusammenleben muss. Ihm/ihr vertrauen muss, mit dem eigenen Leben sogar, obwohl man nicht weiß, wer das Gegenüber eigentlich ist. Nur vorsichtig rücken beide mit Details über ihre Vergangenheit heraus (John tötete zig Menschen im Afghanistan-Krieg), besonders Jane hält sich bedeckt.

Hier hat die Serie natürlich einen Vorsprung zum 2005er-Film (den sie aber nicht nützt) – nicht nur, weil sie mehr Zeit für eine (romantische) Psychoanalyse hat, sondern auch, weil die Grundprämisse eine ganz andere ist: Pitt und Angelina entdeckten erst nach Jahren der gemeinsamen Ehe, dass sie (verfeindete) Geheimagent:innen sind – Glover und Erskine wiederum lernen sich unter diesem Gesichtspunkt überhaupt erst kennen. Im Film wird aus der Wahrheit eine Lüge, aus Realität eine Täuschung, während in der Serie aus einer Lüge die Wahrheit wird, aus einer Täuschung die Realität.

Keine Chemie zwischen Glover und Erskine

Denn dass John und Jane zueinander finden, ist in der DNA des "Mr. & Mrs. Smith"-Konzepts verwurzelt. Schon am Ende der zweiten Episode kommen sich auch körperlich näher. Bei einer nur acht Episoden umfassenden Staffel muss es ja so schnell gehen. Spätestens hier aber tut sich eine weitere – entscheidende! – Schwäche der Serie auf: Zwischen Glover und Erskine herrscht beinahe keinerlei Chemie, die Funken muss man mit der Lupe suchen. 

Bei einer Grundprämisse aus Romantik und Action ist das fatal. Für sich genommen sind Glover und Erskine durchaus sympathisch, besonders Glover besticht einmal mehr durch Bildschirmpräsenz – doch das Fake-Liebespaar nimmt man ihnen leichter ab als tatsächliche Verliebtheit. Dass ihre Dialoge an der Oberfläche bleiben, bemüht romantisch wirken wollen und generell jede Art von Psychogramm und die Möglichkeit, dieses im Grunde sozial-analytische Experiment stärker auszuloten, vermieden wird, hilft da natürlich nur wenig. Ja, die einzelnen Fälle mögen als Metapher für die Liebesbeziehung herhalten, aber diese Idee hat sich auch schnell abgenützt.

Nichtmal für (selbstironische) Humor-Einsprengsel haben sich die Showrunner Glover und Francesca Sloane (beide arbeiteten bereits bei "Atlanta" zusammen) entschieden. Es ist also nachvollziehbar, wieso Phoebe Waller-Bridge, die Co-Showrunnerin und Hauptdarstellerin hätte sein sollen, dem Projekt aufgrund kreativer Differenzen den Rücken kehrte.

Nicht der erste Serien-Versuch

Es fällt nach den beiden Auftaktepisoden also schwer, einen Grund zu finden, wieso man den Rest der Staffel weiterverfolgen sollte. Da helfen auch illustre Gaststars wie Alexander Skarsgård, Sarah Paulson, Paul Dano und Ron Perlman nicht (die zum Teil ohnehin nur Mini-Auftritte absolvieren). Gut gemeint, aber schlecht umgesetzt.

Prime Video (das immer mehr auf Actionserien zu setzen scheint) wäre gut beraten gewesen, hätte es vor der Bestellung von "Mr. & Mrs. Smith" mehr Recherchearbeit betrieben: Denn schon 1996 gab es unter dem Titel "Mr. & Mrs. Smith" eine TV-Serie auf CBS (mit Scott Bakula und Maria Bello), die es nicht einmal auf eine ganze Staffel brachte. 2007 war eine Spin-Off-Serie zum Kinohit für ABC geplant (mit Jordana Brewster), die aber gar nicht erst On Air ging. Scheint so, als ob sich die Story rund um John und Jane Smith am besten als Kinofilm eignen würde – aber ups, den gab's ja schon ...
 

1,5 von 5 Sternen

Für Fans von: "FUBAR", "Citadel", "The Terminal List", "Who is Erin Carter?", "The Family Plan" – und natürlich "Mr. & Mrs. Smith"

 

Hier geht's direkt zur Serie!

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